Serbske ludowe zastupnistwo
Sorbische/wendische Volksvertretung
Sorbian/Wendish People’s Representation

Feierliche Konstituierung und erste Beschlüsse des Serbski Sejm am 17. November in Schleife

Serbski Sejm

Im mittellausitzer Schleife hat sich am 17. November 2018 der Serbski Sejm konstituiert. Es ist die erste Volksvertretung der Wenden und Sorben, die aus 24 gewählten Abgeordneten besteht. Zahlreiche Gäste wohnten der ersten Sitzung des Sejms bei.

Der Konstituierung war eine ökumenische Andacht in der Schleifer Kirche mit Pfarrer Kšenka (Jänschwalde) vorausgegangen. Er erinnerte an das alte, von Martin Luther in der Bibelübersetzung verwendete Wort „Lindigkeit“. Es meint die Fähigkeit, sowohl mit aufklärerischer Vernunft dem Gesetz und der Gerechtigkeit zu dienen, als auch die Menschen in ihrem Gewordensein, in ihren Bedürfnissen und Emotionen anzuerkennen. Über die Auslegung der Verbindung von der Lindigkeit als Tugend und der Linde als Baum der Wenden und Sorben hat Pfarrer Kšenka das Leitbild für den Sejm gestärkt.

In der würdevollen Eröffnung der festlichen Konstituierung benannte Prof. Dr. Klaus Thielmann, Mitglied des Ältestenrates, die Errungenschaften des Sejm und gab einen Ausblick für künftige Möglichkeiten der Selbstbestimmung in kulturellen und Bildungsangelegenheiten zur Rettung der Sprachen und Kultur: „Es entsteht ein Instrument zur Festigung sorbisch/wendischen Selbstbewusstseins, das sich auf die Gemeinschaft von Wenden und Sorben in Nieder- und Oberlausitz in gutnachbarlichem Einvernehmen mit der deutschen Bevölkerung stützt. Der Sejm bahnt den Weg zur Selbstbestimmung des sorbisch/wendischen Volkes in dem vom Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland gegebenen Rahmen. Es wird in der Geschichtsschreibung zwei Epochen für die Wenden und Sorben geben: Eine vor dem Parlament und eine ab heute.“

Die Festrede hielt Martin Walde, Gründungsmitglied der an diesem Tage planmäßig aufgelösten Initiativgruppe für den Serbski sejm. Er gab aus sozial- und kulturwissenschaftlicher Perspektive noch einmal Einblick in Begründungszusammenhänge für den Sejm. Diese Reden zeigten stellvertretend, wie aus den Fragen der letzten Jahre, Klarheiten und Perspektiven für den Weg eines Serbski sejm gewachsen sind.

In Grußadressen wurden dem ersten Parlament der Sorben und Wenden vielerlei Anerkennung ausgesprochen. Abgeordnete des brandenburgischen und sächsischen Landtages und des Bundestages sowie Staatsminister und Sorbenbeauftragte sprachen Glück- und Erfolgswünsche oder Angebote der Unterstützung aus.

Die Sprecherin des Ältestenrates Silvia Stephanowa (Schwarzkollm) und der Wahlleiter Hagen Domaška (Dresden) beglückwünschten die Abgeordneten und überreichten ihnen die Bestätigungsurkunden sowie ein handsigniertes Buch „Minderheitenrecht ist Menschenrecht“ von Peter Kroh.

Unter der Leitung der Alterspräsidentin und gleichzeitig ersten Ansprechpartnerin des Sejm - Edith Pjenkowa (Rowne/Rohne) – wurde die erste Sitzung öffentlich abgehalten. Diese beinhaltete zuerst die Festlegung einer vorläufigen Geschäftsordnung. Die Angeordneten fassten zudem den Beschluss, den Titel „Serbski sejm“ als Eigenname für das Parlament zu verwenden. Weiterhin gingen von der ersten Sitzung drei Botschaften aus, welche beschlossen wurden:

  • Tomaš Wornar (Dresden) verlas die in einem Manifest verfassten Grundsätze der Zusammenarbeit des Serbski sejms.
  • Hanzo Wylem-Keł (Wüstenhain) brachte eine von Udo Nikuš (Tschernitz) initiierte Friedensbotschaft ein, mit dem unumstößlichen Willen, sich als Lausitzer Slawen für inneren und äußeren Frieden einzusetzen.
  • Tomaš Čornak (Nebelschütz) verband den Volksvertretungsanspruch des Serbski Sejm mit dem Dank und den Respekt gegenüber der Domowina, die als Dachorganisation der sorbischen/wendischen Vereine die politische Mitbestimmung bisher vorangetrieben hat.

Die nächste öffentliche Sitzung des Serbski Sejm findet am 15. Dezember 2019 statt.

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