Serbske ludowe zastupnistwo
Sorbische/wendische Volksvertretung
Sorbian/Wendish People’s Representation

37. Sitzung des Serbski Sejm: Bildungsautonomie

Im traditionell ersten Teil des Plenums, dem Gespräch mit den jeweiligen Einwohnern und Gästen des Sejms als „Wanderparlament“ wurde wieder deutlich, wie unterschiedlich die Bedingungen und Herausforderungen für die sorbische/wendische Sprache, Kultur und Identität in den Regionen der Lausitz sind. Sehr bereichernd waren die Beiträge und Perspektiven zweier junger Kunstschaffenden des Kolektiw Wakuum. Diese bestärkten den Serbski Sejm, dass auch aus Sicht der Jugend die Kultur- und Bildungsautonomie ein lohnendes Ziel ist, um selbstbestimmt und mit Freude und Spaß erfolgreich die Zukunft unseres Volkes zu gestalten. Außerdem wurde besprochen, wie die sorbische/wendische Jugend ihre wichtige Stimme in die politische Meinungs- und Entscheidungsbildung einbringen kann, bspw. im Entwurf des Staatsvertrages und als Kandidatinnen und Kandidaten für die nächste Sejm-Wahl.

In der inhaltlichen Arbeit und den Berichten der Ausschüsse ging es vor allem um das Ultimatum gegenüber Landes- und Bundesregierung, die Sorben/Wenden als Volk anzuerkennen, welchem aufgrund langer Siedlungstradition seit vor der Kolonisierung sowie aufgrund vieler beibehaltender Traditionen die Völkerrechte aus der ILO 169 zuzuerkennen sind. Da bisher kein Einlenken aus der deutschen Politik erkennbar ist, werden die entsprechenden Schritte inklusive Anklage auf europäischer Ebene jetzt konsequent vorbereitet.

Ein weiterer Schwerpunkt war das fortlaufende Wirken gegen die vorsätzlich sinnlose Zerstörung des sorbischen Kulturgutes des Dorfes Miłoraz/Mühlrose durch den LEAG-Konzern. Auch hier werden jetzt rechtliche Schritte eingeleitet, da die LEAG mit der Zerstörung von Infrastruktur inzwischen bereits die Daseinsvorsorge im Ort angreift.

Außerdem wurde die Vorbereitung einer Wasserklausur eingeleitet, da der Wasserhaushalt für die Lausitz eine große Bedrohung für die Lausitz zu werden droht.

In der Diskussion wurde bedauert, dass auf der Domowina-Hauptversammlung der Antrag zum konsequenten Anstreben der Bildungsautonomie noch keine Zustimmung fand. Gleichzeitig wurde begrüßt, dass in der Antragsberatung insbesondere die Lehrerschaft eine intensive Beteiligung an der Diskussion zur Qualifizierung des Vorhabens wünscht. Im Sejm wurde die Idee entwickelt, gemeinsam mit Partnern einen Antrag bei der Stiftung für das sorbische Volk zur Beauftragung eines Institutes zur Entwicklung eines Konzeptes zur Bildungsautonomie zu stellen. In diesem sollen Ausgestaltungsmöglichkeiten, Vorteile und Risiken sowie politische Rahmenbedingungen und Finanzierungsfragen untersucht werden. Alle betroffenen Gruppen, d.h. Schüler und Eltern, Lehrer, Vereine, Initiativen und Politik werden in einem Lenkungsausschuss sowie in öffentlichen Diskussionsforen intensiv an der Bearbeitung beteiligt sein. Die Ergebnisse sollen dann die Basis für die Entscheidungen des sorbischen/wendischen Volkes bzgl. seiner Bildungsautonomie bilden.

Am Abschluss stand ein gemeinsamer Besuch des Freilichtmuseums Lědy/Lehde.

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