Domowina und Serbski Sejm sind für Dialog
Am Samstag, dem 30. März, fand die Hauptversammlung der Domowina in Crostwitz statt. Diese Gelegenheit nutzten Jadwiga Piatza als Mitglied des Vereins Stup dale e.V. und Alexander Polk, beide Abgeordnete des Serbski Sejm, um zu den Delegat*innen des Dachverbandes über sorbische Bildung außerhalb der Lausitz und die Beziehung zwischen dem Serbski Sejm und Domowina zu sprechen.
Jadwiga Piatza machte auf Grenzen und Probleme aufmerksam, mit denen muttersprachliche sorbische/wendische Kinder und Eltern bezüglich der sorbischen/wendischen Bildung außerhalb der Lausitz konfrontiert sind. Auch wenn zuhause Sorbisch/Wendisch gesprochen wird, hemmt eine deutsche Umwelt die Entwicklung einer sorbischen/wendischen Identität und das Pflegen sorbischer/wendischer Bräuche. So benötigen Eltern außerhalb der Lausitz Strukturen und Rechte für die sorbische/wendische Bildung des Nachwuchses. Es müssen Wege gefunden werden, wie Sorbisch/Wendisch außerhalb der Lausitz gefördert werden kann, z.B. über Sorbischunterricht, der von Studierenden der Sorabistik in Leipzig angeboten wird gegen einen Seminarschein. Jadwiga Piatza appellierte, dass die Förderung sorbischer/wendischer Projekte nicht auf einen bestimmten Raum begrenzt sein sollten, sondern dass das Sorbischsein für die Förderung ausreichen sollte. Sie schätzt sehr die Arbeit der Domowina, merkt jedoch auch die Grenzen ihrer Wirkens an, z.B. konnte sie die Schließung sorbischer Schulen nicht verhindern – fehlender Strukturen und Rechte wegen. Daher appellierte sie für ein gemeinsames Wirken der Sorben/Wenden.
Alexander Polk erläuterte in seiner Ansprache die Beziehung zwischen Domowina und Serbski Sejm, weil er eine Diskrepanz in der Interpretation des gegenseitigen Verständnisses sieht. Im Namen des Serbski Sejm anerkannte er die Domowina als sorbische/wendische Interessenvertretung, als auch die Arbeit der beiden sorbischen/wendischen Räte und aller weiteren Gremien. Der Dachverband hat mit der Definierung der Interessen des sorbischen/wendischen Volkes eine wichtige und unentbehrliche Aufgabe. Das reicht aber für die Entwicklung einer Bildungs- und Kulturautonomie nicht aus, dafür braucht es eine Volksvertretung, welche der Serbski Sejm sein möchte. Mit einer Volksvertretung ist eine gewisse Unabhängigkeit von externen staatlichen Gremien und Akteuren in Bezug auf Entscheidungen über sorbische/wendische Angelegenheiten gesichert. Alexander Polk betonte, dass so keine Konkurrenz existiert, sondern gegenseitige Ergänzung auf dem Weg zur Selbstbestimmung.
Am Ende wiederholte er den Appell des Serbski Sejm: „Sprecht mit uns! Sprecht mit uns,
- dass wir den Weg zur Selbstbestimmung gemeinsam beschreiten - und nicht unsere beschränkten Mittel weiter unnötig zerstreuen. Denn unser gemeinsames Ziel ist das gleiche: Zum Guten des sorbischen Volkes wirken.
- damit Missverständnisse beseitigt werden. Wir müssen mit einer Sprache sprechen, die beide Seiten verstehen, damit es zu keinen weiteren unnötigen Missverständnissen kommt.“
Der Vorsitzende der Domowina David Statnik verkündete nach dem Beitrag, dass auf dieser Grundlage ein Gespräch miteinander möglich ist. Der Serbski Sejm freut sich auf einen gegenseitigen Dialog und gemeinsame Wege mit dem Dachverband.